Das Trauma und die Folgen

Das Trauma und die Folgen

 Jeder von uns kennt die seelischen Verletzungen, die wir in unserem Leben erfahren, der Nachbar, der uns ungerechter weise beschimpft, , der Chef, der die Arbeit nicht genügend achtet, der Partner, der uns verlässt und oder Freunde, die sich plötzlich nicht mehr melden. Das sind zwischenmenschliche Verletzungen die unter Umständen schmerzen, aber sie sind uns ganz bewusst zugänglich, wir bleiben handlungsfähig und können Situationen noch mal abrufen, darüber reden, uns Gedanken machen und unserer Welt wieder in Ordnung bringen.

Kommt man aber in eine Situation, die nicht nur schmerzt oder Angst macht, sondern die uns vollkommen überfordert, weil die Eindrücke zu mächtig sind, sprechen wir nicht von seelischen Verletzungen sondern von Traumatisierung.

Kann man aus einer Angst-erregenden, qualvollen und lebensbedrohenden Situation, nicht mehr entfliehen, kann sich nicht wehren und fühlt sich hilflos und ohnmächtig ausgeliefert, dann kann es zu dem Punkt kommen, wo die übermächtigen Eindrücke nicht mehr verarbeitet werden können. Dann spricht man von einem Trauma.

Ein Trauma tritt also ein, wenn das Geschehen größer ist als man selbst.

 Eine traumatische Gewalterfahrung überfordert die seelische und körperliche Bewältigungskraft von Kindern und Jugendlichen in extremer weise. Daher kann ein solches Erleben nicht ohne Folgen bleiben.

Die Art und Ausprägung der Folgen einer solchen Gewalttat sind abhängig von einigen Faktoren in denen das Kind sich befand, als es zum Opfer sexueller Gewalt wurde.

Die wichtigsten sind:

 

-          wie alt war das Kind zum Zeitpunkt der Tat?

-          in welchem Verhältnis stand es zum Täter? Es macht in den Auswirkungen einen Unterschied, ob es im Anhängigkeitsverhältnis wie z. B. Vater stand oder ob es eine entferntere Person wie z. B. der Trainer  war.

-          wie lange bzw. in welchem Zeitraum wurde es zum Opfer,

-          welche Art von sexueller Gewalt war es ausgesetzt?

 

 Was geschieht dann, was macht das mit einem Kind? Wie lebt das Kind mit den untertäglichen Gefühlen  weiter? Was macht es mit seinen Erinnerungen?

 Bei einer seelischen Verletzung schaffen wir es, darüber zu reden, darüber nachzudenken und die Verletzung zu verarbeiten, sie ist aus der Welt geschafft.

Ein Trauma, das größer ist als wir selbst lässt sich nicht einfach verarbeiten, wird nicht verschwinden.

Körper und Seele geraten in eine Notsituation und müssen schnell Abhilfe  schaffen. Würden wir in dieser Lage die Gefühle bewusst spüren, würden sie uns umbringen. Gefühle können dann so überwältigend sein, dass sie den Menschen töten.

Also hat die Seele eine Art Notfallprogramm, um diese gewaltigen Gefühle nicht zu spüren, damit das Kind weiter leben kann.

Das nicht zu verarbeitende Erlebnis wird mit seinen unerträglichen Erinnerungen und Gefühlen vom Bewusstsein abgetrennt und in ganz tief Innen weggesteckt. Abgeschlossen,  wie in einem  Tresor. Selbst wenn wir wollen, diesen Teil können wir bewusst oder willentlich nicht mehr erreichen erst recht nicht  verarbeiten.

Der abgeschlossene Tresor im Innern gibt keine Ruhe, weil das Erlebte verarbeitet werden will. Sie müssen verarbeitet werden, um sie zum Verschwinden zu bringen.

 So lange wir aber keine Verarbeitungskräfte besitzen, sprich die individuelle Zeit noch nicht reif ist, werden diese unerträglichen Gefühle immer wieder als unerträglich, sogar tödlich empfunden. Das Kind kann sich fühlen, als wäre es ständig in Todesgefahr.

Also müssen diese Gefühle immer wieder weggesperrt werden und dieser Prozess erfordert Strategien, die sämtliche Auswirkungen auf sein sichtbares Verhalten haben.

 Das alles kostet Kraft und Energien, das  im schlimmsten Fall dazu führt, das das Opfer den Alltag nur noch wenig bewältigen kann.

 
Kinder reden indirekt über ihren Missbrauch !